Ihr fragt euch vielleicht: “Was ist denn das Mondfest? Ist es ein Fest, bei dem Menschen herumhocken und den Mond anbeten?” Nicht wirklich. Ich erzähle euch die Version, die mir erzählt wurde. Denn es gab viele davon, glaubt mir.
Das Mondfest ist ein sehr bedeutender chinesischer Feiertag, hinter dem sich eine berühmte Geschichte verbirgt. Zumindest ist sie unter den Chinesen sehr bekannt.
Sie entstand in der Tang-Dynastie (618-907), was, wenn ihr es noch nicht wusstet, eine Zeiteinteilung für die Geschichte der Chinesen war. Denn diese war so lang, dass manche Menschen ihr ganzes Leben dem Studium der chinesischen Geschichte gewidmet haben.
Aber um 1368-1911 ist es erst zu einer der wichtigsten Feste Chinas geworden. Ungefähr in der Ming- und Qing-Dynastie.
Nach der Volkssage lautet eine heldenhafte Legende:
Einst, in der grauen Vorzeit, gab es im Himmel zehn sengende Sonnen. Die Hitze auf der Erde war dadurch unerträglich und machte den Anbau von Getreide unmöglich. Alle Flüsse und Seen trockneten aus und jahrelang regnete es nicht. Sogar das Meer fing an zu verdunsten.
Eines Tages stieg ein mutiger Mann namens Hou Yi den Kunlun-Berg hinauf, dem die Hitze wirklich zu Kopf gestiegen ist (Wortspiel beabsichtigt), spannte seinen Bogen, und schoss neun Sonnen herunter. Als er bereits auf die letzte zielte, wurde er von einem Bauern aufgehalten, der sprach: “Ihr dürft nicht die zehnte Sonne abschießen! Wenn Ihr dies tut, dann müssten wir für immer im dunklen Leben mit nur dem Mond als Trost verweilen. Kein Weizen könnte angepflanzt werden und die Kinder würden ohne Energie auf den Wegen herumlaufen.” Hou Yi bemerkte seinen Fehler und senkte rasch seinen Bogen. Er befahl der letzten Sonne, sie solle morgens und abends pünktlich auf- und untergehen, die fand das bestimmt ganz toll, nachdem er deren Geschwister ermordet hatte.
Danach wurde er von allen respektiert und manche sogar, wie Peng Meng, wollten bei ihm in die Lehre gehen. Der Peng Meng aber hatte schlechte Absichten, das werdet ihr gleich sehen.
Tage später stieg Hou Yi wieder auf den Kunlun-Berg, vielleicht, weil er Nostalgie verspürt hatte, und traf dort ganz zufällig die Himmelskaiserin. So ganz zufällig war es dann auch wieder nicht, denn diese hatte ihn aufgesucht und wollte ihm extra dafür danken, dass er die neun Sonnen losgeworden ist. Sie wohnte ja im Himmel, wo es wahrscheinlich mit zehn Sonnen sehr unerträglich heiß gewesen war. Sie gab ihm eine magische Bohne (Nein, nicht Jack und die Bohnenranke Leute), die, wenn zwei Menschen die Bohne teilten, beiden ermöglichte, unsterblich zu werden. Aber wenn diese nur von einer Person gegessen wurde, stieg man hoch in den Mond hinauf und blieb auch dort bis an das Ende seiner Tage. Vielleicht sehen sie das Ende auch nicht, da man auch unsterblich wird. Und wenn mehr als zwei die Bohne verspeisen? Keine Ahnung.
Egal, zumindest aß (oder teilte) Hou Yi die Bohne nicht, da er die Idee unsterblich zu werden, nicht ganz appetitlich fand und bat seine geliebte Frau, die Chang’e hieß, diese Bohne aufzubewahren; man weiß ja nie. Warum bat er ausgerechnet seine Frau und nicht einen superstarken Bodyguard? Das weiß ich leider nicht. Vielleicht hatte er mehr Vertrauen in sie als in irgendeinen Fremden.
Großer Fehler.
Denn als Hou Yi eines Nachts nicht zu Hause war, weil er vielleicht wieder den Kunlun-Berg hochgestiegen war, schlich sich Peng Meng in Chang’es Gemächer, um die Bohne zu stehlen. Zu seinem Pech (und auch ihrem) aber, war Chang’e gerade in ihrem Zimmer und nahm ein Bad. Okay, nein, sie nahm kein Bad, aber irgendetwas tat sie schon. Ich selbst hätte diesem Typen eins um die Ohren gehauen, aber Cheng’e traute sich nicht, sich zu wehren, da Peng Meng besonders stark war. Er war nicht umsonst ein Schüler Hou Yis geworden.
Er befahl ihr, ihm die Bohne zu geben, da sie diese versteckt hatte; aus Sicherheits-Gründen. Sehr hilfreich war es am Ende nicht. Cheng’e knobelte in ihrer Panik ganz schnell einen Plan aus und machte zitternde Schritte auf eine Box zu, die sie auf ihrem Tisch abgelegt hatte (ich weiß, sehr versteckt war es auch nicht). Sie bezweifelte, dass ihr Mann bald zurückkommen würde, da Peng Meng wohl alles zeitlich berechnet hatte. Als Cheng’e die Box rasch öffnete und eine unschuldig aussehende Bohne herausnahm, wollte Peng Meng schon ein Freudentänzchen aufführen.
Die Bohne aber landete nicht in seiner Hand, sondern in Chang’es Mund. Chang’e wusste, dass er nichts Gutes im Sinne mit der Unsterblichkeit hatte und opferte deshalb sich selbst. Entsetzt schaute Peng Meng zu, wie seine ganze rosige Zukunft zerbröckelte; Karma! Chang’e fing plötzlich an zu schweben und damit war es noch nicht genug: Sie flog aus ihrem halbgeöffneten Fenster immer höher und höher zum Mond hoch, bis sie nicht mehr zu sehen war.
Und Peng Meng, der eine Weile brauchte, um alles nochmal zu begreifen, floh panisch aus ihren Gemächern. Der kam dann auch nicht mehr zurück.
Als der glücklich pfeifende Hou Yi endlich nach Hause kam und die Bohne mit seiner Frau und Peng Meng verschwunden vorfand, konnte er sofort erahnen, was passiert war. Er war tief traurig und rief zum Himmel den Namen seiner Frau. Monate vergingen, und langsam sah er, dass jedes Mal, wenn der Mond am rundesten und hellsten leutete (also der Vollmond), der Schatten seiner Frau zu sehen war. Und jedes Mal versuchte er, dem Schatten nachzurennen, was ziemlich dumm war, aber Liebe macht blind, stimmts? Natürlich geling es ihm nicht und er kehrte jedes Mal mit gebrochenem Herzen zurück.
Hou Yi dachte trotzdem jede Nacht an seine Frau. Er ließ im Hintergarten, wo sich Chang’e oft aufgehalten hatte, einen Tisch mit Mondkuchen, die Chang’e gern gegessen hatte, aufstellen, um diese Chang’e, die wahrscheinlich im Mondpalast war, zu opfern. Als die Leute davon erfuhren, dass Chang’e zum Mond geflogen war, stellten auch sie im Mondschein einen Tisch mit Mondkuchen und beteten zu Chang’e. So verbreitete sich diese Sitte im Volk.
Die Sitte Mondfest hat viele Aspekte, die von Ort zu Ort variieren (wie ich schon vorher erwähnt hatte). Sie drücken alle den heißen Wunsch der Menschen nach einem glücklichen Leben aus. Die wichtigsten von ihnen, die bis heute beibehalten werden, sind die Bewunderung des Mondes und das Speisen von Mondkuchen.
Nach dem Mondkalender ist diese Zeit im Herbst. Am Abend des Mondfestes sitzen Familie und/oder Freunde zusammen, um den Mond zu bewundern und zusammen Mondkuchen zu genießen. Am Mondfest, das jedes Jahr einmal stattfindet, werden an den verschiedensten Orten (meistens in China bzw. Asien) viele Veranstaltungen organisiert.