Nach dem römischen Geschichtsschreiber Livius wurde der letzte römische König, Tarquinius Superbus, im Jahre 509 v. Chr. aus Rom verbannt, da er eine Schreckensherrschaft führte und Lukretia, die Tochter eines reichen Adeligen, von Tarquinius’ Sohn Sextus vergewaltigt wurde. Lukretia war daraufhin so schockiert, dass sie sich das Leben nahm. Darauhin zog Lucius Iunius Brutus, Tarquinius’ Neffe, nach Rom und besetzte das Forum. Dort hielt er flammende Reden über die Hochmütigkeit und Grausamkeit des Königs und stachelte das Volk so an, den König zu verbannen. Nachdem das geschehen war, rief Brutus die neue Staatsform der Republik aus und wurde selbst zusammen mit Lucius Collatinus, der vom fünften römischen König Tarquinius Priscus abstammte, der erste Konsul. Eine neue Gesellschaftsform, die keine grausamen Könige mehr zuließ, sollte doch nun zu einer Blütezeit Roms führen, oder etwa nicht? In diesem Artikel will ich der Frage nachgehen, ob die Republik der Römer als Fluch oder als Segen wirkte.
Wie funktionierte die Republik?
Am Anfang der Republik gab es noch keine offizielle Verfassung, wie wir sie jetzt im Grundgesetz kennen. Doch die grundlegende Idee der Republik war von Anfang an klar: Man wollte keinen Absolutismus, keine Monarchie, in der sich das Volk einem Alleinherrscher beugen muss. So gab es von Anfang an verschiedene Ämter, in die man hineingewählt werden konnte. Die wichtigsten waren:
- Die Quaestur (Amt: Quaestor), in der man sich um die Verwaltung der Staatskasse und des Staatsarchivs kümmerte,
- Die Ädilität (Amt: Aedil), dessen Aufgaben in der Polizeigewalt, Marktaufsicht, Festaufsicht, Tempelfürsorge und Ausrichtung von Spielen bestanden,
- Die Praetur (Amt: Praetor), die sich um Rechtsprechung kümmerte, und
- Der Consulat (Amt: Consul), von denen es zwei gab und die verantwortlich für die Sitzungsleitung in Senat und Komitien (Volksversammlungen), generelle Verwaltung des Staats und Heeresführung waren.
Um eine zu große Macht eines Einzelnen zu verhindern, durfte jedes Amt nur für ein Jahr ausgeübt werden und man durfte kein Amt zweimal belegen. War man auf der Spitze der Amtsleiter (des sogenannten cursus honorum) angekommen, war also Consul geworden, konnte man danach noch ein spezielles Amt, die Censur, bekleiden, in dem man die Mitglieder des Senats ernannte. Danach durfte man selbst noch Senator werden.
Problem 1: Ständekämpfe
Die frühe Republik in Rom war keine Demokratie. Damals war das römische Volk in zwei Gruppen geteilt: Die Patrizier, welche den Adel stellten, und das einfache Volk, die Plebejer. Das Problem war nun, dass in der anfänglichen römischen Republik nur die Patrizier berücksichtigt wurden: Allein als Patrizier durfte man die römischen Ämter bekleiden. Hinzu kam, dass die Plebejer zudem immer die Rolle der Schuldner einnahmen, während die Patrizier als Gläubiger Geld von ihnen bekamen. War man zahlungsunfähig, musste man sich bei dem Patrizier, dem man Geld geben sollte, in Schuldknechtschaft begeben, d. h.: Man arbeitete als Sklave für ihn und verdiente sich damit seinen Lebensunterhalt, den man dann seinem Herrn aber wieder zurückzahlen musste, da man ihm ja noch Geld schuldete! Die Republik war in der frühen Phase also eigentlich nur eine Art Euphemismus für eine Aristokratie! Das ist der Punkt, der erste Zweifel an dem eigentlichen Wesen der Republik bei den Römern aufkommen lässt. Nach der Abschaffung des Königs sollte eine Gesellschaft entstehen, in der es keine Unterdrückung gab, aber am Anfang war der Adel selber so etwas wie ein König, der das normale Volk unterdrückt.
Die Behebung dieses Problems war ein Generalstreik der arbeitenden Plebejer, als gerade Feinde vor den Toren Roms standen. Die Patrizier wurden gezwungen, den Plebejern ein größeres Maß an politischer Teilhabe zu gewähren. So wurden jedes Jahr Volkstribunen gewählt, die an Versammlungen teilnehmen durften und für Entscheidungen des Senats ein “Veto” einlegen, das heißt die Entscheidung ablehnen durften. Erst später konnten Plebejer auch als homines novi selber Ämter bekleiden. Der wohl berühmteste homo novus ist Marcus Tullius Cicero (106-43 v. Chr.), der als Philosoph, Anwalt und Consul einer der berühmtesten Männer der Caesar-Epoche war.
Problem 2: Die Krise und die Gracchen
Eine Zeit lang lief in der römischen Republik alles rund: Rom wurde zur Vormacht ganz Italiens, die wichtigsten Feinde – unter anderem der karthagische Feldherr Hannibal, von dem ihr vielleicht schon gehört habt – wurden besiegt und man kontrollierte den größten Teil des Mittelmeers. Doch Mitte des 2. Jahrhunderts begann das Fundament der Republik erstmals wieder zu bröckeln: Der Welteroberungsgeist Roms, der Sage nach geboren in den Kindern des Kriegsgottes Mars, Romulus und Remus, konnte sich nicht mehr gegen alles und jeden durchsetzen. So scheiterte der von 154-133 v. Chr. ausgefochtene Spanische Krieg, da der mutige Widerstand der Keltiberer die Gesamtinvasion von Spanien und Lusitanien verhinderte. 136 v. Chr. kam es zum ersten von drei Sklavenkriegen, bei der die ausgebeutete Unterschicht sich zu erheben versuchte und trotzdem am Ende jedes Mal blutig niedergeschlagen wurde. Doch warum gab es diese Niederlagen in Spanien, warum schien es, als ob Roms undurchdringliche Fassade zu bröckeln begann? Ein Hauptgrund dafür war der immer größer wachsende Gegensatz zwischen den Patriziern und der Unterschicht, entstanden durch zwei Faktoren: die Agrar- und die Militärfrage. Das traditionelle Militärsystem der Republik war ein Milizsystem, bei dem sich alle Bürger der Stadt an der Kriegsführung beteiligten und ihre militärische Ausrüstung selbst bezahlen mussten. Aber da Rom sich immer weiter ausdehnte, wurden die Kämpfe auch in immer ferneren Ländern geführt. Zudem hatte der Senat ein Gesetz beschlossen, nach dem nur noch außerhalb von Italien Krieg geführt werden durfte, um innere Krisen zu vermeiden. Die Folge: Viele Kleinbauern (die sogenannten proletarii, deutsch Proletarier) verarmten, da sie von den weit entfernten Kriegsgebieten aus nicht mehr ihren Lebensunterhalt auf dem Feld verdienen konnten. Die Oberschicht hingegen, allen voran die Großgrundrundbesitzer, konnten mit der Kriegsbeute, von der der Löwenanteil an sie überging, in den frisch gebackenen Provinzen neue Anwesen, sogenannte Latifundien erwerben.
Durch dieses Problem wurden Unter- und Oberschicht immer weiter auseinandergezogen. Deshalb hatte im Jahre 133 v. Chr. der Volkstribun Tiberius Sempronius Gracchus die Idee einer Landreform. Demnach sollte der öffentliche Grundbesitz über eine festgelegte Menge an Proletarier verteilt werden, um die Kleinbauern zu stärken. Aber, und hier lag das Paradoxe, nur die Oberschicht unterstützte ihn und nicht die Proletarier selbst. Das lag daran, dass der öffentliche Grundbesitz (auch ager publicus genannt) für Bauern der Quell ihrer Arbeit war. Hier bestellten und ernteten sie ihre Felder. Eine Verteilung des ager publicus hätte nun zur Folge, dass, obwohl die Proletarier nun Privatgrundbesitz besessen hätten, ihnen immer weniger Raum zum Arbeiten bleiben würde. Und hier wird das zweite Problem klar: Die Unflexibilität der Struktur der römischen Republik. So wie früher die Patrizier auf die Plebejer, war nun die Oberschicht auf die Proletarier angewiesen. Jeder Gleichverteilungsversuch, der im Sinne der Kleinbauern ausgeführt wurde, war sinn- und folgenlos.
Tiberius’ Anträge wurden vom Senat wurden deshalb abgelehnt. Trotzdem setzte er sie in der Volksversammlung um – ein erster Verfassungsbruch. Als dann der Senat den Volkstribunen Marcus Octavius vorschickte, um die Gesetze durch sein Veto zu verhindern, ließ Gaius Sempronius ihn einfach in der Volksversammlung absetzen – dies war zwar ein zweiter Verfassungsbruch, zeigte aber trotzdem, dass auch die römische innenpolitische Struktur instabil war, was später unter anderem von Gaius Iulius Caesar ausgenutzt wurde. Weil Gaius Gracchus nun zum zweiten Mal gegen die Gesetze der Republik verstoßen hatte, sah der Senat keine andere Möglichkeit, als ihn bei einer Volksversammlung zu erschlagen.
Zehn Jahre später hatte der jüngere Bruder von Tiberius Gracchus, Gaius Sempronius Gracchus, wieder die Idee, die römische Verfassung zu reformieren. Jetzt waren seine Ziele noch weitreichender. Neben der Klärung der Agrar- und Militärfrage wollte er noch zahlreiche weitere Gesetze, die Leges Semproniae, verabschieden: Unter anderem gehörten die Verringerung des Einflusses des Senats auf die Regierung, eine Verbesserung des Ritterstandes und die Forderung nach einer deutlichen Hebung der Klasse der Proletarier dazu. Doch wieder nahm niemand diese Forderungen an: Diese radikalen Veränderungen waren dem Ritterstand, den Höherstehenden, eine Gefahr, da sie fürchteten, ihre noble Stellung nicht mehr halten zu können. Im Jahre 121 v. Chr. wurde er in einem geplanten Attentat des Senats getötet. Der Senat rief danach den Staatsnotstand aus, was soviel bedeutete, wie, dass er jetzt fast uneingeschränkte Macht besaß. Eine Zeit der (Bürger-)Kriege, Attentate, Diktaturen und Gewalt brach an.
Problem 3: Optimaten und Popularen; Sullas Diktatur
Nach dem Tod der Gracchen eskalierte nicht nur der Konflikt zwischen Ober- und Unterschicht, sondern auch innerhalb der römischen Oberschicht entstand ein großer Streit. Denn man konnte sich nicht einigen, wie man mit den Reformversuchen der Gracchen nun umgehen sollte: Sollte man tatsächlich versuchen, das Volk in der Republik mitbestimmen zu lassen, oder sollte man doch eher auf die Optimierung der Spitze der Regierung, also auf Adelige setzen? In diesem Sinne befand sich man nun wirklich in einem Dilemma: In Rom gab es nämlich seit der Gracchenrevolution zwei politische Lager, die miteinander um die Herrschaft in Rom konkurrierten. Das eine Lager, das auch die Mehrheit im Senat stellte, war das der Optimaten (lat. optimates – die Besten). Dessen Ziel war es, die römische Vorherrschaft des Adels in der Republik zu bewahren, also keine revolutionären Ziele zu verfolgen. Die andere, welche im Senat nur spärlich vertreten war und trotzdem versuchte, Anerkennung zu bekommen, war die der Popularen (lat. populus – das Volk). Sie machten viele Versprechungen an das Volk, welche sie gar nicht halten konnten, um so Wählerstimmen zu bekommen, da sie nur von der angeblichen Gleichheit aller Bürger erzählten. Deshalb sprechen wir auch heute noch von Populisten, wenn ein Politiker z. B. im Wahlkampf Versprechungen macht, die er nicht in die Tat umsetzt.
Wie dem auch sei, diese beiden Lager bekämpften sich immer wieder in heftigen Straßenkämpfen. Vor allem das einfache Volk kämpfte für die Popularen, da ihre Politiker selbst oft Adelige waren. Wahrscheinlich sollte man die Popularen nicht zu sehr verurteilen, denn einige ihrer Politiker, wie natürlich die beiden Gracchen oder Lucius Appuleius Saturninus, waren echte Freiheitskämpfer. Doch nach dem Tod der Gracchen versuchte letzterer, ihnen nachzueifern, indem er das Volkstribunat bekleidete, und wurde 100 v. Chr. erschlagen. Deshalb zersplitterte das Lager der Popularen allmählich. Gleichzeitig aber machte die popularische Taktik der Republik ein Problem: Da die Popularen das Volkstribunat besetzten, konnten sie jeden Vorschlag der im Senat vertretenen Optimaten durch ihr Veto abweisen. So herrschten in Rom quasi gleichzeitig die Optimaten und Popularen über das Volk, da erstere zwar über das Volk herrschen, aber aufgrund letzterer keine Gesetze über dieses erheben konnten.
Als wäre das noch nicht genug, traten am Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. auch noch zwei andere Supermächtige in die römische Geschichte ein: Der Popular Gaius Marius und der Optimat Sulla. Im Gegensatz zu vielen anderen Popularen war Gaius Marius ein wirklicher Volksvertreter. Er schaffte das problematische Milizsystem ab und führte die Berufsarmee ein. Diese bestand aus gut ausgebildeten und länger dienenden Soldaten, die Marius gerade aus der neu entstandenen besitzlosen römischen Unterschicht rekrutierte und die dafür nach Beendigung ihrer Dienstzeit auf besondere Privilegien hoffen konnten. Dadurch überwand er das Problem der Verteilung des ager publicus und es schien so, als könnte dieser Mann die Krise der römischen Republik lösen. Doch auch durch die Berufsarmee entstanden Probleme: Die Soldaten bekamen zwar nach ihrer Dienstzeit bessere Lebensbedingungen, waren dadurch aber während ihrer Dienstzeit an ihren Feldherren gebunden, da das Soldatendaseinsein ihr einziger Broterwerb war. Deshalb erwarteten sie von ihren Feldherren Beute und nach ihrer Entlassung Landbesitz. Dieses Phänomen nennt man Heeresklientel. Für Marius war dies vielleicht alles andere als schlimm; er besiegte nach seiner Heeresreform die Kimbern und Teutonen und wurde darauf als Führer der Popularen siebenmal zum Konsul gewählt. Doch gerade das war eigentlich das Problem: Durch die Abhängigkeit der Soldaten entstanden immer mehr Privatarmeen, die Roms Gesellschaft in immer kleinere Teile aufspalteten. Zudem ergab sich nun für die Feldherren die Chance, ihre eigenen Armeen gegen das römische Volk einzusetzen, was der schon erwähnte Lucius Cornelius Sulla eiskalt ausnutzte.
In den Jahren 90-80 v. Chr. eskalierte der Streit zwischen Optimaten und Popularen in Rom nun endgültig. Die beiden Kontrahenten zogen im Krieg gegeneinander auf Rom los. Sulla allerdings kehrte 88 v. Chr. Rom erstmal den Rücken zu, um gegen den pontischen König Mithridates VI. zu kämpfen, der in einer Nacht ca. 80.000 römische Siedler hatte umbringen lassen (dieses Ereignis wird auch als Vesper von Ephesos bezeichnet). Nachdem Sulla es gelungen war, Mithridates in den Osten zurückzudrängen, kehrte er im Jahre 85 nach Rom zurück, und dies war einer der entscheidenden Geschichtspunkte in der Geschichte der römischen Republik. Bevor Sulla nämlich wiedergekommen war, hatten in Rom natürlich die Popularen geherrscht – jedoch waren in der Zwischenzeit Gaius Marius und auch sein Herrschaftspartner Lucius Cornelius Cinna gestorben. Als Sulla in Rom eintraf, beendete er die Herrschaft der Popularen sofort und gewann den Krieg, der in den letzten Jahren immermehr zu einem Bürgerkrieg ausgeartet war. Er ordnete das Staatswesen um und ließ sich zum Diktator ernennen. Was nun passierte, ist gleichzeitig ein Beispiel für Sullas politische Bosheit und für seine Gutmütigkeit. Er ließ alle seine politischen Gegner auf Todeslisten (auch Proskriptionslisten genannt) setzen und begrenzte das Vetorecht. Doch er wollte kein Diktator sein, sondern nur die Senatsherrschaft wiederherstellen. Deshalb erhöhte er die Zahl der Senatsmitglieder von 300 auf 600. Ferner organisierte er die Magistratur neu, indem er die höchsten Amtsträger schwächte und Mindestaltersregelungen und Beschränkungen zur Wiederwahl erließ. Dann glaubte er, genug getan zu haben und zog sich aus der Politik im Jahre 79 v. Chr. vollständig zurück.
Was lernen wir aus diesem Kapitel? Die römische Republik war anfällig. Und zwar nicht anfällig gegen feindliche Armeen, sondern gegen eigene Politiker. Der Populistenfaktor der Republik war einfach hoch, und genau das wurde ihr am Ende zum Verhängnis.
Problem 4: Das Triumvirat
In den Jahren 80-60 v. Chr. wurde die Republik immer mehr zum Privatgeschäft. Die Macht lag vor allem bei den erfolgreichen Feldherren. Darunter befanden sich sowohl ehemalige Vertreter der Popularen als auch alte Optimaten. In dieser Zeit machte vor allem der alte Sullaner und Plebejer Gnaeus Pompeius Magnus auf sich aufmerksam; von 76-71 v. Chr. kämpfte er in Spanien erfolgreich gegen den Marianer Quintus Sertorius, der dort eine von Rom unabhängige Republik aufgebaut hatte. Auf dem Rückweg nach Rom besiegte er noch die letzten Truppen des Spartacus, der von der Gladiatorenschule in Capua aus einen Sklavenaufstand angezettelt hatte. Spartacus war schon vorher im Jahre 71 von Marcus Linius Crassus geschlagen worden, sodass Pompeius dort nicht mehr viel zu tun hatte. Zusammen mit besagtem Crassus bekleidete Pompeius das Konsulat. Anschließend errang Pompeius großen Ruhm durch die Ausschaltung der Kilikischen Piraten (67 v. Chr.), durch die endgültige Niederringung des Mithridates sowie durch die Neuordnung Vorderasiens (64/63 v. Chr.), wo er u. a. das Seleukidenreich beseitigte und an seiner Stelle die Provinz Syria einrichtete, ferner die dortige römische Herrschaft durch mehrere vorgelagerte Klientelstaaten schützte. Pompeius bekam so allmählich immer mehr Macht und – außerdem – den Oberbefehl über das gesamte Mittelmeer. Dies löste bei den Optimaten langsam eine Art Widerstand aus, da sie befürchteten, dass Pompeius genauso wie Sulla durch blutige Bürgerkriege Alleinherrscher werden wollte. Aber stattdessen tat er etwas anderes, das die Schwäche der römischen Republik sehr subtil demonstrierte und – ohne dass die meisten davon mitbekamen – die innenpolitische Macht Roms an drei Männer gab: dem Triumvirat (Dreierbündnis) zwischen eben Pompeius, Crassus und dem jungen aufstrebenden Gaius Julius Caesar. Diese drei hatten schon ihre hohen Ämter eingenommen (Pompeius und Crassus waren ja sogar Konsuln) und so konnten sie sich vom Senat abkoppeln. Da diese Leute mit ihrem Gefolge fast alle Magistrate (Ämter) kontrollierten, geschah in der römischen Republik zu dieser Zeit fast nichts mehr, was ihnen nicht gefiel. Später zerfiel dieses Triumvirat und es kam zu einer weiteren kurzen Zeit von Bürgerkriegen, die am Ende Julius Caesar für sich entschied und sich selbst zum Diktator machte. Nachdem er ermordet wurde, gab es nur noch eine Lösung: Die Republik wurde aufgelöst und an ihrer statt trat die neue Staatsform des Imperium Romanum: Die Kaiserherrschaft.
Was bedeutet das für meine Bewertung? Im letzten Abschnitt sehen wir das Problem der Magistraturen: Sie verwandelten die Republik in eine Art Privatsache, denn die Magistrate konnten oft durch die verhängnisvollen Gesetze (z. B. das Vetorecht) über den Senat siegen. Das zerstörte die Einheit der Republik und machte sie zu einer Privatsache.
Fazit & Zusammenfassung
Am Ende dürfen wir es uns natürlich nicht nehmen lassen, unsere gesamten Erkenntnisse zu bewerten. Wir können leicht erkennen, dass die römische Republik über fast ihre gesamte Lebenszeit strukturelle Schwächen aufwies. Es fing an mit der Unterdrückung der Plebejer ganz am Anfang, dann kam es nach einer relativ langen Ruhezeit zu der großen Krise mit den Problemen des ager publicus und des problematischen Milizsystems. Dann kam es zu der sehr unruhigen Zeit der Despoten, Bürgerkriege und Diktatoren, die bis zum Ende andauerte. Doch woran lagen diese vielen strukturellen Schwächen, die von Sulla, Caesar und Co. so kalt ausgenutzt wurden?
Einen großen Anteil daran hatte die problematische römische Verfassung. Viele Gestze wie das Vetorecht und dieses, nach dem in Krisenzeiten vom Senat für ein Jahr lang ein Diktator ausgewählt werden durfte, waren durchaus gefährlich. So konnten nämlich wichtige Entscheidungen, z. B. in Kriegszeiten, die vom Senat getroffen werden sollten, einfach von einem Volkstribun durch sein Vetorecht verhindert werden.
Der andere Anteil besteht wohl in dem, was Cicero so vortrefflich ausgedrückt hat:
[…] Denn geschehen wird, was die sagen, die die Macht haben, und die Macht wird immer bei den Waffen sein.
Marcus Tullius Cicero
Damit ist gemeint, dass eine gesunde Staatsform, sei sie noch so demokratisch, nichts nützt, wenn sie sich den Waffen gegenüber sieht. Marius’ Heeresreform war verhängnisvoll, denn so wurden die Armeen die Diener ihres Feldherren. Gerade so eine gesellschaftliche Unruhe verursacht Bürgerkriege, wie wir sie nun so oft in der Phase der Republik gesehen haben. Das grundsätzliche Problem der Republik – das noch heute existiert – war:
Die Politiker können nicht regieren, solange die Waffen für sie sprechen.
Puh… Nun haben wir fast 600 Jahre voller Blutvergießen, Kriege und Unterdrückung hinter uns. Ich finde, jeder, der diesen Artikel bis zum Ende durchgelesen hat, sollte sofort zum Konsul gemacht werden, aber leider kann ich da nichts tun… Ich kann euch jetzt nur noch zwei Dinge sagen: 1.: Wer sich mehr für diese Zeit interessiert, kann gerne das Buch Römische Geschichte von Theodor Mommsen lesen, und 2.: