Hühner – reine Lebensmittel oder doch mehr?
Hühner – reine Lebensmittel oder doch mehr?

Hühner – reine Lebensmittel oder doch mehr?

Wo leben Hühner normalerweise, also wenn sie nicht vom Menschen als Nutztiere gehalten werden? Auf großen Wiesen oder im Wald? Diese Frage macht einen, wenn man länger darüber nachdenkt, ganz schön stutzig. Denn bei uns gibt es so etwas wie Wildhühner eigentlich gar nicht mehr. In Deutschland lebt fast jedes Huhn als Nutztier zum Legen von Eiern und für den Fleischkonsum, womit ich auch schon beim Thema dieses Artikels angelangt bin.

Gibt man den Begriff “Hühnchen” in eine Suchmaschine ein, handeln fast alle Beiträge von Rezepten. Sind Hühner wirklich nur das? – Ein reines Lebensmittel zur Befriedigung des Triebs zum Fleischkonsum des Menschen? Im Durchschnitt lebt ein Schlachthuhn in der Massentierhaltung nur 40 Tage bis es sein Schlachtgewicht erreicht hat. Eine Legehenne darf sogar noch 20 Monate leben, was im Vergleich zur Lebenserwartung von 8 bis 15 Jahren bei gut gehaltenen Haushühnern aber immer noch fast nichts ist. Jedes Jahr werden rund 40 Milliarden Hühner getötet.

Dabei sind Hühner doch eigentlich viel mehr: Schon im Alter von 5 Tagen weisen sie einfache Rechenfähigkeiten auf und, ähnlich der Fähigkeiten vieler Primaten, können sich Hühner die Flugbahn eines Balls für 3 Minuten merken. Zudem verfügen sie über eine gewisse Selbstkontrolle. Es stellte sich heraus, dass Hühner, welche nach einer bestimmten Zeit besseres Futter als zuvor angeboten bekamen, die Wartezeit lieber in Kauf nahmen. Und auch bei der Verständigung untereinander können Hühner mehr als man denkt. Mithilfe 24 verschiedener Ruflaute warnen sie ihre Artgenossen vor bestimmten Raubtieren oder geben ihnen bei besonders attraktivem Futter Bescheid.

Besonders interessant ist aber die Wirkung, die Hühner auf den Menschen haben können. Denn nicht nur Hund oder Pferd eignen sich für die sogenannte tiergestützte Therapie. Damit ist eine Form der Therapie gemeint, bei der die Tiere, auch Hühner, die seelische oder körperliche Erkrankung eines Menschen heilen oder zumindest die Symptome dieser lindern können. Durch den Umgang miteinander werden beispielsweise die Ruhe und Geduld der Patienten erhöht, was vor allem bei Menschen mit ADHS eine große Hilfe sein kann. Aber auch auf Patienten mit dem Down-Syndrom, Autismus oder Demenz haben Hühner einen positiven Einfluss. Sie helfen, sich anderen Menschen zu öffnen und schaffen ein Bewusstsein für den Umgang mit anderen Lebewesen.

Trotz all dieser Eigenschaften halten viele Menschen sie für dumm und sehen sie nur als Lebensmittel. Vielleicht überlegt man dann beim nächsten Mal noch kurz, bevor man jemanden als “dummes Huhn” bezeichnet, wobei Beleidigungen im Allgemeinen ja nicht so nett sind…

Aber zurück zum Huhn als Lebensmittel. Wie oben bereits erwähnt, haben Hühner oftmals nur eine extrem kurze Lebensdauer, bis sie als Essen auf unserem Teller landen. Der Großteil der Hühner verbringt ihr trauriges Leben in konventioneller Bodenhaltung. In großen Hallen werden sie zusammen mit bis zu 40.000 anderen Hühnern auf kleinem Platz gehalten. Laut dem deutschen Tierschutzbund beträgt die aktuelle Besatzdichte in der Hühnermast 33 kg bis 39 kg pro Quadratmeter, bei Beachtung bestimmter Auflagen können sogar bis zu 42 kg pro Quadratmeter gehalten werden. Allein diese Formulierung deutet schon darauf hin, wie sachlich mit den Tieren umgegangen wird – als wären sie Gegenstände. In der sogenannten Kurzmast, bei der die Hühner ein Gewicht von 1,5 kg erreichen und nur 28 bis 30 Tage leben, können also 26 Tiere zusammen auf einem Quadratmeter gehalten werden. Auf so kleinem Platz sind die natürlichen Bewegungen, wie Flügelschlagen oder Scharren, eigentlich gar nicht mehr möglich. Dies führt dazu, dass sie die meiste Zeit des Tages am Boden liegen und so die Entwicklung von Krankheiten und Verhaltensstörungen wahrscheinlicher ist. Aber auch andere Faktoren, wie die künstliche Beleuchtung oder der Boden, verschlechtern die Lebensqualität der Hühner.

Fangen wir beim Boden an: Lebt ein Huhn draußen, kann es scharren, hacken und picken, um nach Nahrung zu suchen. Diese fällt dann auch sehr unterschiedlich aus. Neben Gras und Samen stehen auch Würmer manchmal auf der Speisekarte. In der Masthaltung sieht das ganz anders aus. Die Tiere bekommen bereits verarbeitetes Futter, was in die eintönige Form von Pellets gepresst wurde. Und auch der Boden an sich sieht nicht besser aus. Zu Anfang wird er nur einmal eingestreut, sodass sich im Laufe der Zeit immer mehr Dreck und Exkremente dort ansammeln. Durch die Feuchtigkeit am Boden leiden viele Hühner an sogenannten Fußballenkrankheiten. Mit der künstlichen Beleuchtung in den großen Hallen sieht es auch nicht besser aus. Die für die Hühner notwendige UV-Strahlung der Sonne zur Orientierung ist meist gar nicht vorhanden.

Also, vielleicht sollten wir beim Kauf der nächsten Geflügelwurst oder des Brathähnchens noch einmal überlegen, ob es das Leid der Tiere wirklich wert ist und auch mal zu vegetarischen Alternativen greifen, die mittlerweile schon ziemlich ausgereift sind.

Zum Schluss aber auch noch eine gute Nachricht, denn nicht alle Hühner leben in Masthaltungen. Hier auf den Bildern sieht man die Hühner von einem Demeterhof mit Verbindung zu einer unserer Lehrerinnen.

Ana Lincke

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