Seit jeher findet am Arndt-Gymnasium in der achten und elften Klasse eine Skifahrt statt, die von den meisten Schüler*innen immer als das Highlight ihrer Schulzeit angesehen wird. Diese Fahrt ist im letzten Jahr der Pandemie zum Opfer gefallen und auch dieses Jahr machte sich erneut große Enttäuschung breit, als von den Lehrkräften verkündet wurde, dass die Skifahrt nicht stattfinden könne. Dass die achten Klassen, betsehend aus ca. 120 Schüler*innen und betreuenden Lehrkräften, die Inzidenzen in die Höhe treiben könnten, mag noch jedem einleuchten, doch die Oberstufen-Skifahrt zu verbieten, bei der sich die Teilnehmerzahl auf maximal 40 Leute reduziert, wirft einige Fragen auf. Warum dürfen wir nicht fahren, wenn doch mittlerweile fast die gesamte Stufe geimpft ist?
Genau hier liegt das Problem: Impfen! In Österreich, das eigentliche Ziel der Reise, gilt von nun an die 2-G-Regelung. Das bedeutet, dass nur Geimpfte und Genesene an solch einer Fahrt teilnehmen können. Eigentlich kein Problem; dann fahren eben nur diejenigen Schüler*innen mit, die geimpft sind. Doch so leicht ist die Sache leider nicht. Unser geehrte Senat musste natürlich wieder reingrätschen und der kurzweiligen Freude ein Ende bereiten.Ein kleiner Absatz, in einem seiner Schreiben, legt fest, dass Fahrten, die auf Grundlage der 2-G-Regelung sind oder in Länder, die eine 2-G-Regelung haben, gehen, nicht stattfinden dürfen (Musterhygieneplan der Berliner Schulen vom 01.11.2021). Die Logik dahinter: Schüler*innen, die weder geimpft, noch genesen seien, dürften nicht dazu verleitet werden, sich bei Fahrten nicht anzumelden, weil sie die entsprechenden Voraussetzungen nicht erfüllen würden. Warum aber dieser Absatz im Senatsschreiben?
Laut Senat sei dies reine Solidarität. Solidarität? Die geht aber anders! Schüler*innen finanzielle Unterstützung zuzusichern, weil sich die Eltern die Fahrt nicht leisten können, ist Solidarität. Sich in der Schule weiterhin testen zu lassen, obwohl man geimpft ist; das ist Solidarität. Doch eine kleinere Fahrt nicht stattfinden zu lassen, weil es sein könnte, dass einige Personen nicht mitfahren, weil sie nicht geimpft sind, ist keine Solidarität. Offensichtlich ist das Ausschließen bestimmter Schülergruppen in so mancher Hinsicht nicht im Sinne der Gerechtigkeit, doch hier liegt der Fall offenbar ganz anders vor. Wir haben seit fast zwei Jahren eine Pandemie, die unseren Alltag beeinflusst, wie etwas anderes es nie vermochte und um diese Pandemie einzudämmen, ja zu beenden, ist Impfen ein guter Weg. Aus eben diesem Grund führen gerade viele Länder, und auch das Bundesland Berlin, die 2-G-Regelung ein, um das Steigen der Inzidenzen zu unterbinden. Eine Fahrt lediglich unter diesen Gesichtspunkten stattfinden zu lassen, wäre demnach doch Corona-konform!
Doch genau hier, tun sich wieder neue Problematik auf. Das erste Problem sei, dass Lehrkräfte nicht wissen dürften, wer geimpft ist und wer nicht. Mal abgesehen davon, dass man doch auch bei der Masern-Impfung seinen Impfpass in der Schule vorzeigen musste, weiß so gut wie jeder Lehrer ohnehin, ob man geimpft ist, da man das Impfzertifikat bei seinem Tutor und in gewissen Testsituationen vorzeigen muss. Darüberhinaus ist es höchst fragwürdig, warum eine Lehrkraft nicht wissen darf, ob der Arzt einen Schüler/ eine Schülerin geimpft hat oder nicht.
Nun aber nochmal zu unserem Solidaritäts-Aspekt! Ich möchte keinen Schüler dazu zwingen, sich impfen zu lassen, diese Position habe ich gar nicht inne. Doch in dem Moment, in dem jemand Ungeimpftes mein Leben einschränkt und dafür verantwortlich ist, dass meine Kursfahrt, die Kursfahrt aller Geimpften, nicht stattfinden kann, hört mein Verständnis wirklich auf! Mit der Impfung sinkt das Risiko für eine Erkrankung am Corona-Virus und es ist der erste Schritt zur Herdenimmunität, mit der wir unsere Gesellschaft schützen. Ich für meinen Teil, habe mit der Impfung meinen Beitrag geleistet und lasse mich darüberhinaus noch in der Schule einmal die Woche mit testen, um zu gewährleisten, dass wir so lange wie möglich im Präsenzunterricht verweilen können. Doch die Schüler*innen, die sich weigern, sich impfen zu lassen, im gleiche Zug aber alle Rechte haben wollen, die Geimpfte genießen, sind im Unrecht! Es muss doch einen Anreiz für das Impfen geben und wenn man Fahrten von Grund auf verbietet, um den “armen” Ungeimpften nicht das Gefühl zu geben, sie würden ausgeschlossen, dann kann ich doch nur lachen. Oder Weinen.
In eben diesem Fall ist es unsolidarisch wenn man versucht, solidarisch zu sein. In eben diesem Fall ist es solidarisch, wenn man sich impfen lässt, wenn man dazu beiträgt, dass die Gesellschaft Schritt für Schritt zur Normalität zurückkehren kann. In diesem Fall geht Solidarität eben anders! Ich will keinen dazu zwingen, sich impfen zu lassen. Nicht, wenn es keine Impfpflicht gibt. Ich will lediglich, dass ich meinen Voraussetzungen entsprechend Dinge tun kann, die mir zustehen. Ich bin, so wie viele andere Schüler*innen meiner Stufe auch, geimpft. Deswegen fordere ich mein Recht ein, eine Fahrt stattfinden zu lassen, bei der Geimpfte mitfahren können. Niemand möchte ausschließen, wenn es auch anders geht. Aber jetzt geht es nicht anders. Jetzt muss es getan werden. Sonst drehen wir uns im Kreis und reden in zwei Jahren vom 6. Lockdown, den nun wirklich keiner erleben möchte. Ich bin ein solidarischer Mensch; aber wenn jemand anderes dafür verantwortlich ist, dass mir Dinge verboten werden, weil andere nicht solidarisch sind, dann ist Schluss. Dann reicht auch kein Kopfschütteln mehr, sondern nur noch harte Worte. Wir alle wollen Solidarität. Dann benehmen wir uns doch auch bitte so!
Luise Dahns, Q1
Quellen:
Sehr gut! 👏🏽